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Warum möchten wir nach Mostar ?
In den 90er Jahren hatten wir die Berichterstattung über die Jugoslawienkriege in den Medien sehr aufmerksam verfolgt. Es hat uns damals stark getroffen und bewegt dass es so nahe, mitten in Europa diese Kriege gibt. Wir haben damals oft an die Menschen hier gedacht und für sie gebetet. Schon seit längerer Zeit war es uns ein Anliegen diese Gegegend einmal zu besuchen, aber es hatte sich bislang nicht ergeben.
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Die Neretva fließt mitten durch Mostar und teilt die Stadt sozusagen. Die „Stari Most“, die kleine Brücke über die Neretva ist das Wahrzeichen der Stadt. Sie verbindet den mehr bosniakischen Ostteil der Stadt mit dem kroatischen Westen. Erbaut im 16.Jahrhundert war sie einst ein Symbol: Die Brücke zwischen Christentum und der islamischen Welt und auch zwischen katholischen Kroaten und orthodoxen Serben. Sie sollte uns daran erinnern dass jahrelang Muslime und Christen in dieser Stadt gemeinsam und friedlich zusammen gelebt haben.
Die Zerstörung der „Stari Most“, am 9. November 1993 durch die Kroaten ist jetzt leider ein Symbol geworden für die unglaubliche Bitterkeit dieser Kriege. Ich kann mich genau erinnern und damals haben mich diese Bilder sehr berührt:
youtube
Die Stari Most wurde nach dem Krieg aufwändig wieder rekonstruiert. Größtenteils aus den originalen Steinquadern die aus dem Fluss geborgen wurden. 2004 wiedereröffnet gehört sie heute zum Unesco Weltkulturerbe und soll jetzt ein Symbol für die Versöhnung sein. Viele Bosnier sagen jedoch dass sie jetzt längst nicht mehr das ist was sie früher einmal war.
Dieser Tag,
der 27.08.2011 ist der wärmste auf unserer Reise. Das Thermometer an der Tankstelle in Mostar zeigt mittags 42 Grad im Schatten. Auf der Insel ging wenigstens immer ein kleines Lüftchen. Hier ist es absolut windstill und die drückende Hitze staut sich im Talkessel. Mostar liegt zwar etwa 70km entfernt von der Küste aber nur auf einer Höhe von 60m über NN.
Wir hatten vorab ein (schwer zu findendes) Quartier gebucht und das stellt sich als absoluter Glücksgriff heraus. In der Altstadt gelegen ist die kleine, relativ neue Pension sehr geschmackvoll eingerichtet. Eine angenehme familiäre Atmosphäre.
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Unser kleines uriges Zimmer hat eine eigene große Dachterrasse mit Blick direkt auf die Stari Most. Diesen superschönen Ausblick erarbeiten wir uns dadurch dass wir erstmal das komplette Gepäck in den 4. Stock schleppen. Glücklicherweise ist der Terrassenkühlschrank gut gefüllt und es gibt auch noch frische Melone mit Eis. Claudia sagt wieder: „Ich glaub du hast echt schon wieder die Kopfdichtung kaputt.“ Das Wasser was ich Flaschenweise in mich hineinkippe verdampft einfach so. Mann, was sind wir fertig ! Aber wir erinnern uns an unseren diesjährigen Wahlspruch: „Besser als Stiefel auskippen…“ und genießen den Blick auf einen solch geschichtsträchtigen Ort. Die Vermieterin erzählt uns dass diese extreme Hitze hier schon ziemlich ungewöhnlich wäre. Aber das wäre jetzt schon seit einer Woche so.
Nach einer kalten Dusche erkunden wir die Altstadt.
Ich möchte hier unbedingt original bosnische Cevapcici probieren und wir kehren in einem Restaurant unterhalb der Brücke ein. Die Cevapcici sind gut, aber so fettig das uns fast schlecht wird. Trotzdem vertilgen wir (unvernünftigerweise) eine große Menge davon.
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Von unserem schattigen Platz direkt an der Neretva können wir den Brückenspringern auf der Stari Most zusehen. Die machen immer erstmal eine Riesenwelle. Stellen sich auf die Brüstung, tun so als wollten sie springen, um dann wieder abzubrechen. Sie fordern die Zuschauer auf der Brücke immer wieder auf sie anzufeuern. Sprung antäuschen und wieder abbrechen. Das geht so lange bis die ganze Brücke voll Menschen steht die den Brückenspringer laut anfeuern und auch mal ein paar bosnische Mark in seinen Hut werfen. Ein Riesenspektakel.
Und dann springt er tatsächlich 15m tief in diese kleine Pfütze. Die Neretva hat gerade sehr wenig Wasser. Es gibt einen Mordsschlag beim Aufprall auf die Wasseroberfläche. Aua, Aua….
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Die bosnische Währung ist uns sehr sympathisch. Die „bosnische Mark“ ist exakt so viel Wert wie unsere alte D-Mark. Ich weiß nicht warum aber sie ist genau nach unserem damaligen Umrechnungskurs (1,95583) an den Euro gekoppelt. Da fühlt man sich in alte Zeiten zurückversetzt.
Eigentlich hatten wir uns erhofft in Mostar noch etwas mehr von der Geschichte des Ortes zu erfahren und vielleicht auch etwas mehr über die Zerstörung der Brücke und den Ereignissen und Hintergründen in den die Kriegsjahren. Aber dieses Thema wird hier weitestgehend vermieden. Das Leid der Kriegsjahre hat offensichtlich solch tiefe Furchen hinterlassen, es dauert vermutlich Generationen bis man darüber reden kann. Claudia und ich finden es etwas schade dass der Bereich unmittelbar vor und nach der Stari-Most, also da wo sich die Touristen aufhalten eher an die Rüdesheimer Drosselgasse erinnert als an einen solch geschichtsträchtigen Ort. |
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Da hätte die alte (neue) Brücke sicher etwas Besseres verdient. O.k., die Leute müssen ja irgendwo von leben aber diese billigen Souvenierläden werden diesem Ort keinesfalls gerecht.
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Spätabends erleben wir aber noch eine tolle Atmosphäre unterhalb der Brücke am Fluss. Hier liegen noch zahlreiche Steine der alten Brücke die bei der Rekonstruktion keine Verwendung mehr fanden. Das scheint abends der inoffizielle Treffpunkt der „Szene“ zu sein. Die Brücke und das Ufer der Neretva werden nachts von Scheinwerfern dezent beleuchtet. Um die riesigen Steinquader herum versammeln sich die überwiegend jungen Leute. Klönen, trinken Wein und machen Musik. Nach und nach gesellen sich auch die älteren und ein paar Touristen dazu. Es entsteht eine spontanes, ungezwungenes Happening. Es sind sicher mehr als 100 Menschen die diese wunderschöne nächtliche Atmosphäre genießen. Zwei Bluesgitarristen auf einer Bühne etwas oberhalb duellieren sich. Wir, mitten drin, genießen einfach nur diesen schönen Abend mit einer Flasche Wein am Ufer der Neretva.
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(Die Mückenstiche die Claudia abbekam konnte man zwar 2 Wochen später noch sehen, aber sonst war es ein absolut genialer Abend.)
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